Literatur, Kunst und Kultur
- Details
- Geschrieben von: Alex Strachwitz
- Hauptkategorie: Literatur, Kunst und Kultur
- Kategorie: Moritz Karl Wilhelm Anton Graf von Strachwitz
Maalstromssage
Das Boot geht schneebeschwingt,
Der alte Norwegs-Fischer
Steuert und singt.
Erklingen bei jedem Wort,
Und über den rollenden Meeren
Zittert es fort:
Die Schlange Jormungand,
Sie hält die Erdenrunde
Dreimal umspannt.
Des Maalstroms Strudel schnaubt,
Da liegt der Midgardschlange
Mähniges Haupt.
Ihr Rachen gähnt weit auf,
Sie saugt den Odem ein und
Stößt ihn hinauf.
Hinunter die stärkste Flott',
Vor ihrem Atemzuge
Schütze uns Gott! –
Wir schauten über Bord,
Im Wasser ging ein Kräuseln
Leise nach Nord.
Aus Norden schwer heran,
Wir aber lenkten im stillen
Südwärts den Kahn.
- Details
- Geschrieben von: Alex Strachwitz
- Hauptkategorie: Literatur, Kunst und Kultur
- Kategorie: Moritz Karl Wilhelm Anton Graf von Strachwitz
Meeresabend
Als wie in Zorn und Pein,
Nun bettet sich, nun glättet sich
Die See und schlummert ein.
Ein mildes heiliges Wehn,
Das ist der Atem Gottes,
Der schwebet ob den Seen.
Die schlummernde See gelind
Und spricht mit säuselndem Segen:
Schlaf ruhig, wildes Kind!
- Details
- Geschrieben von: Alex Strachwitz
- Hauptkategorie: Literatur, Kunst und Kultur
- Kategorie: Moritz Karl Wilhelm Anton Graf von Strachwitz
Bei Platens Tod
Der rastlos seine goldnen Pfeile sendet,
Der endlich trotzig sich verblutend endet
Als der Philister göttlicher Bezwinger.
Dem Nord und Süden Ruhm und Preis gespendet;
Es sei dein Haupt der Heimat zugewendet,
Du melodieenvoller Rhythmenschlinger!
Im Übermaße deiner Zorngedanken,
Reicht sie die Rechte doch ins Grab zum Frieden.
Sei auch der deutsche Eichenkranz beschieden,
Und dein verbleib' er ewig ohne Wanken!
- Details
- Geschrieben von: Alex Strachwitz
- Hauptkategorie: Literatur, Kunst und Kultur
- Kategorie: Moritz Karl Wilhelm Anton Graf von Strachwitz
Gebet auf den Wassern
Das Land ist weit, wie weit!
Es ruht das Meer in breiter
Smaragdener Herrlichkeit.
Der Woge Grimm und Macht,
Und schwebte über der Tiefe
Der Herr durch die heilige Nacht.
Hinsinken tief und jäh
Zum grünsten Meeresgrunde,
O Herr, vor deiner Näh'!
Mir ruhn die feuchte Gruft,
Und dieses Lied darüber
Wehen als Morgenluft.
- Details
- Geschrieben von: Alex Strachwitz
- Hauptkategorie: Literatur, Kunst und Kultur
- Kategorie: Moritz Karl Wilhelm Anton Graf von Strachwitz
Der Sturm ist los
De kühne Mast bis auf die Flut gebogen,
Indessen die erbarmungslosen Wogen
Das tapfre Fahrzeug an die Riffe schlagen.
Der Wunsch begraben, das Gebet betrogen!
Der Wirbel kreist, das Schiff ist eingesogen,
Und drüber in die schnellen Möwen jagen. –
Und überm Schaum mit schrillendem Geklage
Als weiße Möwen schießen meine Lieder.
Und leise singt die Fei zum Wogenschlage:
»Da drunten schlummert eine große Liebe!«
Unterkategorien
Moritz Karl Wilhelm Anton Graf von Strachwitz Beitragsanzahl: 79
Moritz Karl Wilhelm Graf von Strachwitz (* 13. März 1822 in Peterwitz bei Frankenstein, Schlesien; † 11. Dezember 1847 in Wien) war ein bekannter Balladendichter, der im Tunnel über der Spree ein Vorbild für Theodor Fontanes Balladendichtungen war.
Leben
Er entstammte einer schlesischen Adelsfamilie, studierte Jura in Breslau und Berlin. Seit 1845 war er Mitglied des Corps Silesia Breslau. Nach dem Studium leistete er sein Referendariat beim Kreisgericht Grottkau ab. Danach ging er auf Reisen nach Schweden, Norwegen und Dänemark. Daraufhin kehrte er zunächst auf sein Gut Peterwitz zurück, siedelte dann aber auf sein mährisches Gut Schebetau über. Auf einer Italienreise erkrankte er in Venedig und starb kurz vor seiner Rückkehr in Wien.
Viele seiner Gedichte wurden vertont, unter anderem von Robert Schumann, Carl Loewe und Johannes Brahms. Besonders bekannt waren unter anderem „Das Lied vom falschen Grafen“ und „Hie Welf!“.
Von seinem Zeitgenossen Ludwig Fränkel wurde er in der „Allgemeinen deutschen Biographie“ wie folgt charakterisiert: „In dem aufreibenden Leben der Großstädte hatte sich seiner eine gewisse Unruhe bemächtigt, […] nie wieder kam er zur rechten Ruhe, zur Freude am Leben, zur Befriedigung mit seinem Schaffen und sich selbst, zur Erkenntnis seines Berufes“ und „Er war eine kühne, in den demoralisierenden Wandelgängen der großen Welt naiv gebliebene Natur.“
Sein bekanntestes Gedicht ist „Das Herz von Douglas“, aus dem noch gelegentlich zitiert wird:
Sie ritten vierzig Meilen fast und sprachen Worte nicht vier
und:
kurz ist die schottische Geduld und lang ein schottisch Schwert!
Werke
- Lieder eines Erwachenden, 1842
- Neue Gedichte, 1848 (Gedichte aus dem Nachlass) (GBS)
- Gedichte, Breslau 1850 (Gesamtausgabe)
Literatur
- Ludwig Julius Fränkel: Strachwitz, Moritz Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 480–483.
- Gertrud Fischer: Der Verfall des Gehalts der heldischen Ballade von Strachwitz und Fontane bis zu den Epigonen (1840–1880). München 1956 (München, Univ., Diss. phil.).
- Hanns Gottschalk: Strachwitz und die Entwicklung der heldischen Ballade. Triltsch, Würzburg 1940 (Zugleich: Breslau, Univ., Diss. phil., 1940).
- Alwin Kurt Theodor Tielo (d. i.: Kurt Mickoleit): Die Dichtung des Grafen Moritz von Strachwitz. Duncker, Berlin 1902 (Forschungen zur neueren Litteraturgeschichte 20), (Auch reprographischer Druck: Gerstenberg, Hildesheim 1977, ISBN 3-8067-0610-7).