Literatur, Kunst und Kultur
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- Geschrieben von: Alex Strachwitz
- Hauptkategorie: Literatur, Kunst und Kultur
- Kategorie: Moritz Karl Wilhelm Anton Graf von Strachwitz
Sei still!
Stimmt an die weichste Musik!
Mein träges Herze will trunken sein,
Denn es denkt nicht gerne zurück,
Nicht gerne zurück an den besseren Tag,
An das frischere Blut, an den volleren Schlag,
Nicht gerne zurück, nein, nein!
Bringt Wein!
O küsse mich stets aufs neu,
Daß ich alles, was du mir angetan,
Vergesse und selig sei,
Vergesse, daß ich einmal war jung,
Voller Tat und frischer Begeisterung;
Gibt lodernde Küsse, mein Lieb!
O gib!
Bringt Wein und Musik stimmt an!
Ich bin ein weichlicher Knabe nun
Und war schon einmal ein Mann.
So küsse doch heißer, du schöne Frau,
So rinne doch schneller, du Purpurtau,
Und du mahnendes Hirn, das reden will,
Sei still!
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Die Rose im Meer
Eine sturmgebrochne Rose her,
Eine Rose, voll und licht;
Sie schwamm auf schaukelnder Wogenbahn
Hinab, hinan,
Rings um sie rauschte der Ozean,
Und er verschlang sie nicht.
Auf grüner, schwellender Matte liegt,
So lag sie auf grüner Flut;
Der blühende Schein, der Farbenduft
In Meer und Luft
Durchglomm die smaragdene Wassergruft
Mit reiner Rosenglut.
Auf perlenstrahlender Lagerstatt
Erwachte die Fei der See:
Was leuchtet über dem feuchten Schwall
Allüberall?
Es flammt wie der glühende Sonnenball
Und tut dem Auge nicht weh!
Die Korallen schämten sich fast zu Tod,
Verwundert schaute das Meer:
Wo kamest du her, wer magst du sein,
Du schöner Schein?
Fielst du vom Felsen ins Meer hinein,
Fielst du vom Himmel her?
Durchschwimmst du allein, du schöne Frau,
Und machst ihn farbig erglühn.
Wir wissen es nicht, woher du schwammst,
Woher du flammst,
Ob du von der Erde, vom Himmel stammst,
Genug, wir sehen dich blühn!
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An die Zarten
Laß den Schlachtgesang vertosen,
Singe niedlich und gemütlich,
Statt mit Blute schreib mit Rosen,
Laß die Schwerter in der Scheide
Und den Helmsturz laß am Nagel,
Laß die Pferde auf der Weide
Und vergiß den Lanzenhagel.
Laß die Hiebe ungerochen
Und die Herzen unerschüttert,
Laß die Schädel unzerbrochen
Und die Raben ungefüttert!
Ist gemacht und ist Manier,
Singe von der Gänseblume,
Die Natur, die lieben wir!
Von dem Kalb, das hingegossen
Unter Blumen wiederkäut,
Aber nicht von wilden Rossen,
Deren Nüster schnaubt nach Streit;
Von Damöt, dem Schäferknechte,
Der auf seiner Syrinx pfeift,
Nicht vom Helden, dessen Rechte
Nach dem Stern der Ehre greift.
Nun so liebe nach der Mode,
Lärme nicht von Kampfgefahren
Und von tausendfachem Tode.
Jedes Löckchen, jedes Grübchen
Werde flugs dir zum Gedichte,
Um die Schläfe deinem Liebchen
Winde du Vergißmeinnichte.
Von verschmachtendem Entfernen,
Nicht von trotziger Entführung,
Sing von Blumen, sing von Sternen
Und zerschmilz vor lauter Rührung! –
Ein'ge Jährchen müßt ihr harren,
Bis verlöscht die jungen Gluten
Und verkohlt mein toller Sparren.
Singt indessen meinethalben
Eure zarten Leberreimchen,
Vom Gezwitscher junger Schwalben
Und vom Klagelied der Heimchen.
Ja! besingt im Gras die Veilchen
Und am Bach die alten Weiden,
Aber gönnt mir's noch ein Weilchen,
Mich in rauhern Stoff zu kleiden.
Was ihr scheltet die Manier,
Seht, das ist mit mir verschwistert,
Ist erzeugt, erstarkt in mir.
Gleicht dem frommen Pelikane
Tränkt' ich's mit dem eignen Blut,
Im verwegnen Dichterwahne,
Daß es keine niedre Brut;
Daß dereinst es matt und machtlos
Nicht im Neste werde liegen,
Wenn die andern kühn und achtlos
Durchs Gewölk zur Sonne fliegen.
Eure Liebchen und Manierchen,
Euer wohlerworbnes Rühmchen,
Denn ihr seid sonst gute Tierchen.
Laßt auch mich! Ich mag es leiden,
Schlägt der Fink und girrt der Tauber,
Doch aus rost'gen Degenscheiden
Klingt für mich ein eigner Zauber.
Jeder Mann nach seinem Wahne,
Ihn verfechten nenn' ich Tugend.
Jeder Mann nach seiner Fahne,
Meine Fahne sei die Jugend!
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Du gehst dahin
Die Welt, wie kalt und trübe!
Und wo und verzweifelnd suchen mag,
Kein Lebensatem, kein Wogenschlag,
Kein Licht und keine Liebe!
Das die Perser knieend verehren,
Und ich schaue, bis ich erblindet bin,
Dir nach, o Tageskönigin,
Bis du sinkst in den blauenden Meeren.
Meinen Kampf und mein Unterliegen.
Ohne dich kein Lied, ohne dich kein Traum,
Ohne dich keine Zeit, ohne dich kein Raum,
Und dennoch hab' ich geschwiegen!
Ich lasse die Töne fluten;
Du wirfst deine Strahlen hell und hehr
Auf ein anderes Land, auf ein anderes Meer,
Und ich – will einsam bluten.
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Mein altes Roß
Mein Spielgenoß,
Was siehst du mich wiehernd an?
Deine Sehne, wie lahm!
Meine Seele, wie zahm!
Wie reiten nicht mehr hindan!
Deine Nüster schnaubt!
Ich glaube, du träumst, Kamerad:
Wir fliegen zusamm
Übern Bergeskamm
Den alten geliebten Pfad!
Du scharrst davor,
Deine schäumende Stange tropft!
Ein rauschend Gewand,
Eine weiße Hand,
Die den funkelnden Hals dir klopft!
Schlaf süß, schlaf süß;
Und hinaus in die blauende Nacht!
Auf tauigem Rain
Im Mondenschein
Dahin mit Macht, mit Macht!
Im Herzen ein Traum,
Auf der Lippe den letzten Kuß;
Dumpfhallender Huf
Und Wachtelruf
Und fern ein rauschender Fluß!
Das Mondlicht taucht
In das silberwogende Korn.
Voll blüht der Mohn
Und mit schläfrigem Ton
Flüstert der Hagedorn!
Zurück, zurück
Auf der Liebsten schlafendes Haus!
Mein Kamerad,
Wie schad', wie schad',
Das alles, alles ist aus!
Den geliebten Pfad,
Den hat verweht der Schnee!
Und das Tor verbaut,
Und verloren die Braut,
Und mein Herz so weg, so weh!
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Moritz Karl Wilhelm Anton Graf von Strachwitz Beitragsanzahl: 79
Moritz Karl Wilhelm Graf von Strachwitz (* 13. März 1822 in Peterwitz bei Frankenstein, Schlesien; † 11. Dezember 1847 in Wien) war ein bekannter Balladendichter, der im Tunnel über der Spree ein Vorbild für Theodor Fontanes Balladendichtungen war.
Leben
Er entstammte einer schlesischen Adelsfamilie, studierte Jura in Breslau und Berlin. Seit 1845 war er Mitglied des Corps Silesia Breslau. Nach dem Studium leistete er sein Referendariat beim Kreisgericht Grottkau ab. Danach ging er auf Reisen nach Schweden, Norwegen und Dänemark. Daraufhin kehrte er zunächst auf sein Gut Peterwitz zurück, siedelte dann aber auf sein mährisches Gut Schebetau über. Auf einer Italienreise erkrankte er in Venedig und starb kurz vor seiner Rückkehr in Wien.
Viele seiner Gedichte wurden vertont, unter anderem von Robert Schumann, Carl Loewe und Johannes Brahms. Besonders bekannt waren unter anderem „Das Lied vom falschen Grafen“ und „Hie Welf!“.
Von seinem Zeitgenossen Ludwig Fränkel wurde er in der „Allgemeinen deutschen Biographie“ wie folgt charakterisiert: „In dem aufreibenden Leben der Großstädte hatte sich seiner eine gewisse Unruhe bemächtigt, […] nie wieder kam er zur rechten Ruhe, zur Freude am Leben, zur Befriedigung mit seinem Schaffen und sich selbst, zur Erkenntnis seines Berufes“ und „Er war eine kühne, in den demoralisierenden Wandelgängen der großen Welt naiv gebliebene Natur.“
Sein bekanntestes Gedicht ist „Das Herz von Douglas“, aus dem noch gelegentlich zitiert wird:
Sie ritten vierzig Meilen fast und sprachen Worte nicht vier
und:
kurz ist die schottische Geduld und lang ein schottisch Schwert!
Werke
- Lieder eines Erwachenden, 1842
- Neue Gedichte, 1848 (Gedichte aus dem Nachlass) (GBS)
- Gedichte, Breslau 1850 (Gesamtausgabe)
Literatur
- Ludwig Julius Fränkel: Strachwitz, Moritz Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 480–483.
- Gertrud Fischer: Der Verfall des Gehalts der heldischen Ballade von Strachwitz und Fontane bis zu den Epigonen (1840–1880). München 1956 (München, Univ., Diss. phil.).
- Hanns Gottschalk: Strachwitz und die Entwicklung der heldischen Ballade. Triltsch, Würzburg 1940 (Zugleich: Breslau, Univ., Diss. phil., 1940).
- Alwin Kurt Theodor Tielo (d. i.: Kurt Mickoleit): Die Dichtung des Grafen Moritz von Strachwitz. Duncker, Berlin 1902 (Forschungen zur neueren Litteraturgeschichte 20), (Auch reprographischer Druck: Gerstenberg, Hildesheim 1977, ISBN 3-8067-0610-7).