Newsflash

100-jähriges Bestehen

Im Jahre 2003 hat der Familienverband der Grafen und Freiherren von Strachwitz sein 100-jähriges Bestehen gefeiert.

Generalleutnant der ReserveHyazinth Graf Strachwitz von Gross-Zauche und Camminetz

Des Teufels General

Steckbrief

  • Panzerkampfabzeichen in Gold (4. Stufe)
  • Nennung im Wehrmachtsbericht
  • Deutsches Kreuz in Gold
  • Verwundetenabzeichen in Gold
  • Ritterkreuz    25.08.1941
  • Eichenlaub  (144) 13.11.1942
  • Schwerter (027) 28.03.1943
  • Brillanten  (011) 15.04.1944

* 30.07.1893 in Groß-Stein/Schlesien
† 25.04.1968 in Winkl am Chiemsee

Biographie
Der aus einem oberschlesischen Adelsgeschlecht stammende Graf Strachwitz trat bereits vor dem Ersten Weltkrieg in das kaiserlich-preußische Kavalleriekorps ein. Als Leutnant im berittenen Garderegiment "Garde du Corps" zog er 1914 in den Krieg gegen Frankreich. Doch für den verwegenen jungen Offizier war dieser Krieg nur von kurzer Dauer. Im September 1914 geriet er während eines Spähunternehmens in französische Gefangenschaft, für Tapferkeit im Gefecht hatte er jedoch in dieser kurzen Zeit bereits das Eiserne Kreuz 1. Klasse erhalten. In den Jahren 1921/22 kämpfte Graf Strachwitz in den Freikorps "von Hülsen" und "Schweidnitz" erfolgreich gegen polnische Freischärler in Schlesien. In den Zwanziger- und Dreißigerjahren war der Gutsverwalter als Rittmeister der Reserve im Reiterregiment 7 in Breslau gelistet.
1935 wechselte Strachwitz - von seinen Freunden Conté genannt - als Reserveoffizier ins Panzerregiment 2 in Weimar. Der Reiterveteran aus dem Ersten Weltkrieg zeigte sich von der neuen Waffengattung begeistert.

Als im September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, erhielt Strachwitz den Posten eines Divisions-Nachschuboffiziers. Trotzdem nahm er selbständig an Gefechten teil und erhielt in Anerkennung seiner Verdienste die Spangen zum Eisernen Kreuz 1914 verliehen.
Als Hauptmann und Führer der I. Abteilung im Panzerregiment 2 der 1. PD (Kirchner) kämpfte er im Westen, bewährte sich in der Truppenführung und fiel besonders durch kühne Einzelaktionen auf - so brachte er einmal mit vier seiner Soldaten über 100 gefangene Franzosen mit, die er in ihrer Kaserne überrascht und kurzerhand zur Kapitulation überredet hatte. Für seine Leistungen im Westfeldzug erhielt er Ende 1940 die Beförderung zum Major der Reserve. Kurz darauf wurde der fähige Offizier mit seinem Regiment in die neue, vom späteren Brillantenträger Hube kommandierten, 16. Panzerdivision versetzt.
Im April und Mai 1941 kämpfte Graf Strachwitz an der Spitze seiner I. Abteilung zusammen mit dem Elite-Regiment "Großdeutschland" erfolgreich in Jugoslawien. Als im Juni der Ostfeldzug begann, stand das Regiment erneut in vorderster Linie.
Im Südabschnitt der Ostfront eingesetzt, stieß Strachwitz an der Spitze seiner Panzer über die russische Grenze vor, überrollte mehrmals Verteidigungsstellungen und Schützenverbände und unterstützte die eigene Infanterie. Bereits nach wenigen Kriegstagen im Osten wurde Graf Strachwitz verwundet. Durch einen Sanitäter notdürftig versorgt, blieb er bei seiner Truppe und führte sie in den gerade tobenden Kämpfen weiter an. Erst als der Feind zurückgeschlagen war, ließ er sich von einem Arzt behandeln! In den folgenden Wochen fungierte der "verwegene Graf" mit seiner Einheit immer wieder als Vorhut oder Stoßkeil, wobei er wiederholt zum Erfolg der 16. Panzerdivision beitragen konnte (u.a. Dubno-Werba, Stalin-Linie, Wosnessensk, Perwomaisk, Uman). Im August 1941 erhielt der Panzeroffizier hierfür das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz verliehen.
Es folgten Einsätze am Mius und vor Charkow, ehe die 16. Panzerdivision erfolgreich als Stoßkeil der Sommeroffensive in Richtung Don fungierte.
Als seine Abteilung während der erbitterten Panzerschlacht von Kalatsch innerhalb von 48 Stunden über 270 russische Panzer sowie mehrere Artilleriebatterien vernichtete, reichte die Division Graf Strachwitz mit Nachdruck zum Eichenlaub ein.
Im Winter 1942/43 führte Graf Strachwitz eine Kampfgruppe außerhalb von Stalingrad. Während den schweren Gefechten erneut verwundet und in ein Lazarett gebracht, erhielt der beherzte Truppenführer am 13. November als erst 54. Heeresoffizier das Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen.
Kurz nach seiner Genesung, die Katastrophe von Stalingrad ging ihrem Ende entgegen, kehrte er an die Ostfront zurück und übernahm am 1. Januar 1943 das bereits legendäre Panzerregiment der Heeresdivision "Großdeutschland". Die Beförderung zum Oberst der Reserve erfolgte noch am gleichen Tag. Ehrenhalber wurde der Graf übrigens weiters zum Standartenführer der Waffen-SS ernannt.
Es folgten Einsätze am Bug und bei Barwenkowo, wo die ihm unterstellten Panzer immer wieder große Abschusszahlen melden konnten. Bei Perwomaisk griff Strachwitz mit einer Kampfgruppe eine aus 300 Panzern und Fahrzeugen bestehende Feindkolonne an und vernichtete sie zum Großteil.
Unter der bewährten und sicheren Führung des "Panzergrafen", wie Strachwitz bald von seinen Männern genannt wurde, waren die neuen 55-Tonnen-Tiger besonders effektiv. In Angriff und Verteidigung erwies sich das Regiment als maßgebend, so schossen während eines Panzergefechtes vier von Graf Strachwitz geführte Tiger binnen einer Stunde über 100 Feindpanzer ab. Für persönliche Tapferkeit und die Erfolge seiner Truppe erhielt der erstklassige Panzerführer am 28. März 1943 die 27. Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub verliehen. Der Panzergraf war der erste Nicht-Divisionskommandeur unter den bisherigen Trägern des Heeres. Zwei Wochen zuvor hatte sein Divisionskommandeur Generalmajor Hoernlein das Eichenlaub erhalten. Die hohe Auszeichnung erhielt Strachwitz übrigens in Anwesenheit von Georg-Wilhelm Postel überreicht, der am selben Tag das Eichenlaub ausgehändigt erhielt.
Was Hitler nicht ahnen konnte – und was auch nur selten publiziert wurde – war die Tatsache, dass jener Mann, dem er an diesem Tag die Schwerter aushändigte, nur wenige Wochen zuvor bereit gewesen war, ein Attentat auf ihn durchzuführen. Denn als im Frühjahr 1943 Hitler eine Inspektionstour an die Ostfront unternahm, plante eine kleine couragierte Gruppe deutscher Offiziere um Oberst von Tresckow ein Attentat auf Hitler. Neben dem späteren Schwerterträger Oberst von Boeselager bot sich auch Graf Strachwitz den Verschwörern als Ausführender der Tat an. So sollte Hitler bei seiner Ankunft in Walki verhaftet und „bei Gegenwehr erschossen“ werden – Strachwitz war mit einigen loyalen Offizieren seines Regiments dazu bereit. Doch weder von Boeselager noch der Panzergraf kamen zum Handeln, denn der Führer landete nicht in Walki, sondern im weit entfernten Saporoschje. Auf dem Rückweg konnte Oberst von Tresckow jedoch eine Zeitbombe in Hitlers Flugzeug schmuggeln – welche aufgrund der niedrigen russischen Temperaturen versagte.
Hitler kehrte wohlbehalten nach Berlin zurück – und die Verschwörer wieder in den Fronteinsatz.
Obwohl im Zuge der Gestapoermittlungen nach dem „20. Juli“ auch der Name Graf Strachwitz in den Akten auftauchte, wurde der hoch dekorierte Offizier niemals verhört bzw. gar verhaftet.
Während den Schlachten von Bjelgorod und Prochorowka vernichtete dessen Regiment in fünf Tagen insgesamt 150 Feindpanzer und unzählige Pakstellungen. In den Rückzugskämpfen erwiesen sich die von Strachwitz verwendeten Taktiken und Vorgangsweisen als sehr effektiv, durch seinen persönlichen Einsatz an vorderster Front war er bei seine Männern sehr beliebt, in gewisser Weise sogar fast verehrt.
Im Frühjahr 1944 trat die "Großdeutschland" erfolgreich zur Entsetzung des Tscherkassy-Kessels an, aus dem in Folge mehrere deutsche Divisionen ausbrechen konnten. Ende März gab der "Panzergraf" sein bewährtes Regiment an den erfahrenen Eichenlaubträger und späteren Brigadegeneral des Bundesgrenzschutzes Oberst Willy Langkeit ab.
Aufgrund seiner Leistungen wurde Graf Strachwitz am 1. April 1944 zum Generalmajor d.R. befördert und kurzfristig mit der Führung seiner alten 1. Panzerdivision beauftragt. Kurze Zeit später wurde er sogar zum Höheren Panzerführer der Heeresgruppe Nord (Schörner) bestellt. In dieser Stabsposition unterstanden ihm drei komplette Panzerdivisionen und eine mot. Panzerjagdbrigade. Strachwitz war in der Führung dieser Einheiten so erfolgreich, dass die sowjetischen Divisionen sich über Funk sogar gegenseitig vor ihm warnten.
Als im April 1944 die lettische Hauptstadt Riga von starken russischen Truppen eingekesselt wurde, eilte der General selbst an die Front, übernahm eine starke Kampfgruppe und rannte gegen den Umklammerungsring an. Nach schweren Gefechten durchbrachen seine Panzer die russischen Stellungen und fuhren in die Stadt ein.
Für das Sprengen des Umklammerungsringes erhielt der leidenschaftliche Frontoffizier am 15. April 1944 als 11. Soldat und zugleich erst 3. Heeresoffizier die Brillanten zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern verliehen. Wenige Wochen nach der Verleihungszeremonie in Berlin befand sich der Generalmajor wieder an der Front.
Im Sommer zeichnete sich die "Panzerkampfgruppe Strachwitz" im Verband einer Entsatzgruppe (von Manteuffel) beim Freikämpfen des bedrängten Wilna-Kessels (Stahel) aus. Es folgten langwierige Abwehrkämpfe in den Baltikumstaaten, ehe Strachwitz im August 1944 wieder in die Offensive ging. 
An der Spitze von nur zehn Panzern durchbrach er persönlich die Stellungen einer russischen Division und eroberte das westlich von Riga liegende Tukkum zurück, das zuvor aufgegeben worden war. Die zurückgewonnene Stellung bildete später die linke Flanke des Kurlandkessels.
Als Generalmajor Strachwitz kurz darauf mit seinem Kübelwagen zum Gefechtsstand einer Division unterwegs war, fand er fast den Tod. Sein Wagen geriet ins Schleudern und überschlug sich mehrmals. Der Fahrer und seine Ordonnanz waren sofort tot, der Graf erlitt einen Schädelbruch sowie Verletzungen an den Rippen, Armen und beiden Beinen. Die Ärzte stellten ihm eine sehr lange Zeit im Lazarett in Aussicht. Durch ungeheuren Willen und Selbstüberwindung kam Strachwitz aber schnell wieder auf die Beine und erreichte nach wenigen Wochen seine Rückversetzung zur Truppe. Seine Verwundungen hätten eigentlich ja für drei Goldene Verwundetenabzeichen gereicht. Zwischen 1941 und 1945 wurde Strachwitz 13mal verwundet. Er überstand den Autounfall, acht diverse Kampfverletzungen, zwei Splitterverletzungen am Kopf und einige andere "Kleinigkeiten".
Nach seiner Genesung stellte Generalmajor Strachwitz im Hinterland eine spezielle Panzerjagdbrigade auf und bildete sie - noch immer an Krücken gehend - für den Kampfeinsatz aus, hierbei kooperierte er mit dem hoch dekorierten Panzerjagdexperten Oberst Rudel. Aufgrund der immer schlimmer werdenden Kriegslage wurden jedoch Teile seiner Einheit wieder ausgegliedert und als "Feuerwehr" an die Front geschickt. 
Durch seine schwere Verwundung kam es für Graf Strachwitz zu keiner Frontverwendung mehr, am 1. Januar 1945 stieg er im Zuge der fünften Beförderung seit Kriegsbeginn zum Generalleutnant der Reserve [118] auf. Somit war der Brillantenträger der ranghöchste Reserveoffizier der gesamten Wehrmacht.
Im Mai 1945 ergab sich der in Hunderten Gefechten bewährte Panzergeneral den vorrückenden amerikanischen Truppen, kurz nach Kriegsende erfuhr er, dass sein jüngster Sohn noch in den letzten Kriegstagen als Infanterieoffizier gefallen war.
Hyazinth war übrigens nicht der einzige Ritterkreuzträger der Militärfamilie geblieben. Hauptmann Ernst Graf Strachwitz war 1944 als Bataillonskommandeur eines Gebirgsjägerregiments beliehen worden, Mauritz Freiherr von Strachwitz 1945 als Generalleutnant und Kommandeur der 87. Infanteriedivision. Letzterer verstarb 1953 in russischer Kriegsgefangenschaft.
Nach zweijähriger Kriegsgefangenschaft nahm Strachwitz ein Angebot der syrischen Regierung an und wurde ein wertvoller Militärberater für die königlichen Streitkräfte. Nach zweijähriger Tätigkeit kehrte er 1951 nach Deutschland zurück. Als Hyazinth Graf Strachwitz 1968 verstarb, hielten Offiziere der Bundeswehr an seinem Sarg die Ehrenwache. 
Die Verbindungen der Familie Strachwitz zur arabischen Welt bestehen heute noch. So war Helga Gräfin Strachwitz Mitte der Neunzigerjahre bundesdeutsche Botschafterin im Jemen.

Quelle: „Mit Eichenlaub und Schwertern“ von Florian Berger